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Das Zauberpferd (G. Schad)

(Broschüre 36e Tour de Luxembourg 2002)

 

Es war einmal ein Mensch, der war unzufrieden. Eigentlich besass er alles, was man sich wünschen konnte: ein schönes, grosses Haus, ein schnelles Auto und viel Geld. Auch reiste er oft mit dem Flugzeug in ferne Länder, wo er in luxuriösen Hotels wohnte. Wenn man ihn später fragte, wie es denn im Urlaub war, zeigte er die Fotos mit dem blauen Meer und sagte: So. Genau so, wie es im Prospekt stand. Schön.

 

Aber er suchte etwas, wovon er nicht genau wusste, was es war. Die Welt hinter den Hochglanzbildern. Das Erleben, dem er um die ganze Welt nachflog und das er nicht finden konnte. Dann ergab es sich eines Tages, dass ein Freund ihn auf einen langen Ritt mitnehmen wollte. Der Mensch war zuerst skeptisch: Das Pferd war nicht sehr schön, klein und ein bisschen strubbelig - lange nicht so elegant wie die Pferde im Fernsehen. Er würde im Zelt schlafen müssen, bestimmt würde es nachts sehr kalt werden. Sie würden ihr Essen mühsam am Feuer zubereiten müssen. Er würde Muskelkater bekommen. Es könnte regnen.

Aber dann ritt er doch mit Der Wind zerzauste ihm die Haare, er wurde vom Regen nass und von der Sonne wieder trocken, er ritt und ritt, vergass bald seinen Zeitplan unde seine gutsitzende Frisur und dachte an nichts weiter als an das rhytmische Klipp-Klopp der Hufe, an den Weg vor ihm und an ein Plätzchen fur die Mittagsrast. Und wie er so ritt, geschah langsam etwas sehr Wundersames mit ihm: Das kleine, unscheinbare Pferdchen, das ihn auf seinem warmen Rücken fröhlich und mit gespitzten Ohren Tag fur Tag trug, begann, ihn ganz unmerklich zu verzaubem Es zauberte ihm neue Augen und Ohren, mit denen er eine neue Welt entdeckte. Nie hatte er gewusst, dass Regen riechen und Nebel schmecken konnte, dass der Himmel so hoch und weit sein konnte. Das Pferdchen zeigte es ihm. Von seinem Rücken sah die Welt plötzlich ganz anders aus, viel grösser, schöner und weiter. Und voller spannender, unentdeckter Geheimnisse. Er ritt durch rote Felsschluchten und war Cowboy in Texas, er ritt an Seeufern entlang und war Gutsbesitzer in Masuren, er ritt über grüne Hugel und war Jäger in Schottland. Er ritt auch unter Torbogen von alten Burgen hindurch und war ein edler Ritter auf einem stolzen Ross, der mit seinem Falken auf der Schulter in Feld und Wald auszog. Auf einmal erlebte, fühlte, sah und schmeckte der Mensch so viele Dinge auf einmal, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Das Pferdchen hatte ihn tatsächlich verzaubert: Er war wieder ein bisschen Kind geworden.